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Als schriebe ich mir die Seele aus dem Leib...

Die Nacht war erneut von Unruhe geprägt. Hatte ich am Vorabend wohl doch zu viel an den Blog-Beiträgen gearbeitet. Ich erwachte ohne Wecker. Viel zu früh. Zu einer Uhrzeit, die einem Wochenende nicht würdig erscheint.

Kaffee muss aufgesetzt werden. Während die Maschine läuft decke ich den Frühstückstisch. Der Kessel pfeift als das Teewasser bereit ist. Irgendwie muss ich wieder aufpassen, dass ich meine Trinkmenge erreiche.

Schon zum Frühstück schimpft er über Gott und die Welt und die aktuellen Geschehnisse. Sei es die Politik der letzten Tage oder die letzten Unglücksfälle, über die in den Medien berichtet wird. Ich atme tief durch. Ertragen. Einfach ertragen und einfach abwarten. Widerspruch verlängert seine Tiraden schließlich nur. Immer und immer wieder. Nach einer Weile ebbt der Redeschwall ab und der Morgen wird erträglich...

Nach dem Mittagessen wollten wir losfahren und die Adresse des Arztes suchen. Ich wartete. Keine Reaktion. Ich fragte mich mittlerweile, wenn wir starten wollten. Jetzt? Später? Oder doch nicht...? Wenn wir nicht fahren, so beschloss ich, schreibe ich mir die letzten Tage weiter aus dem Kopf. Hatte ich doch in den letzten beiden Wochen nicht regelmäßig geschrieben. Ich hatte es vernachlässigt. Vernachlässigt, weil mir der Sinn abhanden gekommen war. Doch jetzt tat mir das Schreiben wieder gut. Entlastete es meinen Kopf doch unendlich und meine Seele. Und es hilft, die einzelnen Tage und deren Geschehnisse zu sortieren. Ja, jede kleinste Begebenheit erhielt noch nie Einzug in die Beiträge. Nur die wirklich wichtigen Dingen. Zumindest das, was mir als wichtig und erinnerungswürdig erschien. Das was mich bewegte und das, was mich belastete. Auf absolute Vollständigkeit habe ich hierbei keinen Wert gelegt. Wollte ich doch kein Tagesprotokoll erstellen...

Ich frage also nach. Doch einzig Unverständnis schlägt mir entgegen. Würde er doch schon die ganze Zeit auf mich warten. Süffisant grinst er mich an. Immer muss er ein wenig provozieren. Egal wie – ich bin immer und an allem Schuld. Wir setzen uns also in Auto und fahren los. Ansagen der Navigation werden von ihm gekonnt ignoriert. Doch ich sei Schuld. Tanken will er – muss er. Doch jede Tankstelle wird ignoriert. Provokation der feinsten Art. Ich schaue aus dem Fenster. Winterliche Landschaften ziehen vorüber. Teilweise blendet mich die fahle Sonne... Doch ich genieße den Ausblick auf die bereiften Büsche, Sträucher und Wiese... In Gedanken mache ich Erinnerungsfotos davon. Träume mich in die kühle Luft da draußen. Gleichzeitig genieße ich aber auch die wohlige Wärme im Wagen... Wäre ich allein und hätte ich die Fotoausrüstung dabei, hätte ich wohl möglich den Zauber auch in Bildern festgehalten. Die Kameras liegen jedoch unbeachtet in meiner Wohnung...

Wieder zurück, nehme ich meinen kleinen Laptop und setze mich an den nächsten Beitrag. Langsam fällt es mir schwer die Geschehnisse den Tagen zuzuordnen. Mein Zeitgefühl hatte mich schon im Laufe der letzten Wochen verlassen. Einzig das Datum auf der Uhr und die unterschiedlichen Abläufe innerhalb der Therapietage gaben mir eine gewisse Orientierung. Ein wenig komisch war dieser Eindruck schon. Aber ich war darüber nicht wirklich beunruhigt. Wohl weislich hatte ich mir dennoch schon ein paar Notizen zu den einzelnen Tagen gemacht.

Ich schrieb also. Wechselte teilweise zwischen den einzelnen Tagen hin und her. Die Sätze flossen wie von selbst... Mit jedem Wort, mit jeden Absatz sortierten sich die Ereignisse. Ab und an hatte ich den Eindruck, als ob ich mir die Seele aus dem Leib schreiben würde. Und ich ärgerte mich ein Stück, dass ich dieses Medium nicht schon eher für mich entdeckt hatte... Doch nun nutzte ich es... Ich nutzte es endlich... So verging der Nachmittag und der Abend...

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