Ich war unterwegs... Habe mir liebgewonnene Menschen wieder gesehen. Eigentlich sollte ich schon einige Tage in der Tagesklinik verbringen. Den Termin des Treffens hatte ich meinem Arzt extra mitgeteilt- auch das mir das Treffen wichtig ist... Doch als der Anruf bezüglich der Aufnahme in der Klinik kam, fühlte ich mich verraten... Als dann noch eine Telefonnummer im Display erschien, welche ich nicht kannte und deren Rückverfolgung mich im Internet zu einer mir gänzlich unbekannte Institution führte, brach mein letztes Fünkchen Vernunft zusammen und ein unbehagliches Gefühl kam in mir auf... Die nächsten Tage waren durch Schlafmangel, Grübeleien und der abstrusen Recherche im Internet geprägt... Den Internetauftritt der Tagesklinik müsste ich eigentlich auswendig kennen - so oft habe ich die Seite besucht und gelesen. Ich habe es zumindest versucht. Verstanden und im Gedächtnis behalten habe ich jedoch kaum etwas - "Hirn wie Sieb" - so scherzte meine Oma damals immer...
Irgendwann habe ich jedoch erkannt, dass mich die unbekannte Nummer genau zur Tagesklinik führt... und dieses unbehagliche Gefühl reduzierte sich ganz langsam... Nach langem Zögern habe ich in der Klinik angerufen und den Termin nach hinten verschieben können. - Doch nun - nach den Zweifeln, ob Klinik (erneut) das Richtige für mich ist - kam nun noch das komische Gefühl hinzu... Das Gefühl, mich einer Chance beraubt zu haben. Meine Depression verunsichert mich mit der Frage, ob ich meinen Arzt mit der Verschiebung des Aufnahmetermines nicht verraten habe... Schließlich hat er sich extra um einen baldigen Termin bemüht... Doch ich will unbedingt zu dem Treffen - rede ich mir zumindest in den nächsten Tagen ein...
Die Übernachtung wurde zentral gebucht - ich musste mich also nicht kümmern - einfach nur mitteilen, dass ich teilnehmen werde... Ein Problem weniger. Doch die Fahrkarte sollte ich selbstständig kaufen. In den guten Tagen keine Schwierigkeit - die heutige Technik macht es einem ja immer und überall möglich. Doch aktuell sind keine guten Tage. Es sind noch nicht einmal weniger gute Tage. Es sind schlechte - ja richtig schlechte Tage. Und das zeigt sich auf beim Fahrkartenkauf...
Es ist soweit. Das Online-Bahn-Ticket ist im Handy gespeichert. Die kleine Reisetasche ist gepackt. Doch was mache ich? Ich sitze auf der Bettkante und grübele... Schaffe ich es pünktlich zum Bahnhof? Funktionieren die Anschlüsse und vorallem - kann ich den Erwartungen der nächsten Tage gerecht werden? Oder enttäusche ich nicht alle... Mein Selbstwertgefühl ist jenseits von allem - eigentlich ist es nicht mehr vorhanden... Und ich sitze wo ich sitze... Der Zeiger der Uhr rennt... Ich sitze immer noch... Starre ins Leere... Die Nummer unserer "Orga-Chefin" ist bereits im Telefondisplay angezeigt... Doch nein ich wähle nicht - ICH SAGE NICHT AB! Denn dann hätte sie gewonnen - die Depression...
Lasciami fare - lass es mich tun! -- Ich mache mich auf den Weg und trotz Bahnverspätung schaffe ich die Anschlussverbindungen-bin pünktlich... Selbst die vermeintlich von den anderen an mich gestellten Erwartungen kann ich erfüllen. MEINE Erwartungen an mich kann ich erfüllen...
Auf dem Rückweg höre ich "Das ganz normale Leben" von Virginia Jetzt! und fasse den Entschluss - es ist der richtige Weg, den ich jetzt nehmen werde...
Das ganz normale Leben von Virginia Jetzt!
Diese Zeit hat keinen Namen Keine echten Ideale Doch wir irr'n durch unser Leben Auf der Suche nach Erinnerungen Um festzuhalten, was schön ist Obwohl hier gar nichts gescheh'n ist Dabei scheint es allzu leicht Einen eigenen Platz zu finden Diesen Wahnsinn zu vergessen Inmitten guter Menschen Doch der Alltag macht uns platt Mit jedem neuen Tag Das sind felsenharte Zeiten Das ist die Oper der Verrückten Nach Jahren der Verschwendung Ist es reality in Echtzeit Das ist das ganz normale Leben So passiert es jetzt eben Und du hältst mich an den Händen Weil du weißt, dass das gut tut Wenn man jemandem Halt gibt Der längst nicht mehr sicher steht Ein Freund in solchen Momenten Ein Freund mit Herz und Händen Denn manchmal frag' ich mich Wer bin ich hier, Was mach' ich hier Und wofür? Wer bin ich hier, Was mach' ich hier Und wofür? Man kann sicher nicht behaupten Dass es besser wär, wenn es anders wird Aber anders muss es werden Wenn es gut werden soll Es fällt dir ein in dem Moment Wo du den Weg nicht kennst, nur rennst Und du rennst davon Jaahh Und dabei lieb ich dich so sehr Mit jedem neuen Morgen Deine Ängste und Hoffnungen Und deine ganzen Sorgen Und dass du für mich da bist Obwohl es gar nicht immer leicht ist Denn manchmal frag' ich mich Wer bin ich hier, Was mach' ich hier Und wofür? Wer bin ich hier, Was mach' ich hier Und wofür? Das ist das ganz normale Leben So passiert es jetzt eben
Quelle: Musixmatch
Songwriter: thomas dörschel
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