Nach mehreren Stunden im Auto – zumindest waren es gefühlt mehrere Stunden – bin ich am Vorabend in meiner Wohnung angekommen. Wollte ich doch eigentlich nur weg – verschwinden... Wohin auch immer. Keine Ahnung. Kein Ziel. Einfach nur weg. Weg aus dieser Stadt, aus diesen Gegebenheiten, aus diesem Leben. Doch mir fehlte die Motivation. Der Wille zu einer Entscheidung. Gedanken kreisten immer und immer wieder um ein und das Selbe. Um die Frage nach der Intention zum Leben. Alles schwand. Schon wieder. Wieder wie so oft. So oft in den letzten Tagen und Wochen, Monaten und Jahren... Eine unendliche Leere durchströmte mich.
Irgendetwas hatte mich dennoch zurück gehalten. Zurück gehalten vor der Flucht ins Ende, ins Ungewisse. So saß ich da - auf meiner Couch und war enttäuscht von mir. Von meinem Verhalten und meiner Unzulänglichkeit. Von meinem disfunktionalem Selbst. Meine Blicke wanderten von einer Seite des Raumes zur anderen. Hin und her. Immer und immer wieder. Doch sah ich nichts. Nichts außer Chaos. Unordnung. Ungemütlichkeit. Ich war erstarrt...
Langsam wurde es dunkel. War es nun nicht nur in mir, sondern auch in der Welt da draußen dunkel. Mein gedanklicher Eindruck verfestigte sich. Einzig der fahle Schein der Laternen drang durch die Fenster. Mein Überlebenswillen schwand. Schwand über die Geschehnisse des Tages. Über dem Ergebnis des verpatzten Gespräches. Über der immer stärker werdenden Hoffnungslosigkeit auf Besserung... Über der unendlichen Selbstenttäuschung... Über meinem Versagen...
Ich wollte nur weg. Der Drang wurde immer stärker. Doch ich wusste nicht wohin. Würden doch alle Versuche immer wieder das selbe Ende finden. Ich beschloss zu schlafen. Schlafen half schließlich in den letzten Wochen mich aus meinem Mantra zu befreien. Es zumindest für einen gewissen Zeitraum zu betäuben. Mit meiner Decke kuschelte ich mich auf dem Sofa ein. Die verstrichene Zeitspanne ließ sich nicht erahnen. Wollte ich doch nicht recht in den Schlaf finden. Morpheus wollte mich nicht in seinen Armen begrüßen. Meine Verzweiflung verstärkte sich. Wie ich mich auch drehte und wendete, eine Aussicht auf Erfüllung kam nicht in Sicht... Plötzlich war alles ganz klar. Ganz deutlich. Ganz sicher. Es fühlte sich richtig an. Eine wohlige Wärme durchfloss mich. Wie im Traum spielte sich in meinem Kopf der Titel „Einmal kommt das Leben“ der Münchner Freiheit ab...
Was kann ich heute tun
Das bis morgen seinen Sinn behält
Je mehr ich überlege
Hab ich Zweifel, ob es mir gefällt
Ich kann mir tausendmal sagen
Morgen fängt ein neues Leben an
Ich muss es heute wagen
Denn sonst warte ich ein Leben lang
Der Himmel wird morgen nicht heller sein
Wie lang wird die Welt sich noch drehen
Die Zeit ist reif, das zu verstehen
Einmal kommt das Leben und sagt ja zu dir
Einmal die Gelegenheit zu fliehen von hier
Ohne morgen und wie im Spiel
Alles neu erleben, es ist nie zu viel
Einmal kommt das Leben und sagt ja zu dir
Einmal die Gelegenheit zu fliehen von hier
Immer wieder ein neues Ziel
Alles neu erleben, es ist nie zu viel
Wie ferngesteuert leerte ich all die Tablettenschachteln in meiner Reichweite und hoffte darauf, dass eine höhere Macht mich erlösen würde. Erlösen aus meinem Elend...
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